Das ist der zweite Teil unseres Frankreichurlaubs, der in der Bretagne begonnen hat und bei dem es uns wegen des kalten Windes in die Normandie geblasen hat.
Nachdem wir in St. Malo beschlossen hatten in die Normandie zu fahren hat der kalte Wind nochmal ordentlich Gas gegeben und unsere Entscheidung untermauert. Auf der Strecke taucht vor uns urplötzlich der Mont St. Michel auf und beeindruckt uns mit seiner Silhouette. Das ist quasi das erste Highlight der Normandie, denn der Mont St. Michel gehört nicht zur Bretagne.
Hier wird einem aber auch gleich klargemacht das dies eine Touristenattraktion ist. Es geht im Zickzack-Gezipfel auf die Parkplätze. Wohnmobile müssen auf einem speziellen Parkplatz stehen, weil sie ja so groß sind. P8 ist das Ziel und der ist natürlich: Ganz hinten links! Der Weg zum Mont St. Michel ist ziemlich lang und wir gehen an den ganzen Parkplätzen, die wegen des mäßigen Wetters relativ leer sind, vorbei. Trotzdem werden es immer mehr Menschen die Richtung Klosterberg streben und alle reihen sich in die riesige Schlange bei den Shuttle Bussen ein. Wir verkneifen uns den Trip auf die Insel, da wir keine Lust haben mit all diesen Menschen durch die engen Gassen auf dem Klosterberg gequetscht zu werden. Der Anblick aus der Ferne reicht uns völlig. Es sieht eh nach Regen aus.
Also zurück zum P8. Vorher noch eben bezahlen und es kann weiter gehen. Am Kassenautomat stockt uns der Atem! Für die gute Stunde die wir hier geparkt haben, wollen die 17,60 €! Ja, man kann doch immer noch was dazulernen!
Ok, am besten nichts anmerken lassen und unauffällig weitergehen.
Unser erster Kontakt in der Normandie ist der Pointe du Hoc, Schauplatz der Invasion 1944. Dort hatten die Deutschen eine große Bunkeranlage, die von englischen Fallschirmjägern in einer dramatischen Aktion unter großen Verlusten eingenommen wurde. Zur Invasion später noch mehr.
Wir steuern den Campingplatz Omaha Beach an der direkt oberhalb des gleichnamigen Strandes liegt. Ohne Probleme bekommen wir einen großzügigen Stellplatz und richten uns für die nächsten Tage ein. Es ist angenehm warm und der Wind passt wunderbar zum Meerblick. Es zieht uns hinunter zum Strand und wir können endlich barfuss im Sand spazieren und unsere Füße ins Wasser stecken. Es ist Ebbe und das seichte Wasser ist durch die Sonne angenehm warm. So haben wir uns das gewünscht! Herrlich!
Nach unserem Strandspaziergang setzen wir uns in die Abendsonne und genießen unser Essen und ein Glas Wein dazu. Ein herrlicher Sonnenuntergang beendet den wunderschönen Abend.
Es ist mal wieder Einkaufstag. Also fahren wir nach dem Frühstück mit den Fahrrädern in den Ort und kaufen in einem kleinen, aber gut sortierten Supermarkt unseren Proviant ein. Heute Abend gibt es Bratkartoffeln mit Gemüse. Der Einkauf wird im Freddy verstaut und wir machen uns mit den Fahrrädern auf den Weg zum amerikanischen Soldatenfriedhof in Colleville sur Mer. Der Weg führt uns am Strand entlang und wird leider bald zum Sandpfad in den Dünen. An Fahrradfahren ist hier nicht mehr zu denken. Als wir am Friedhof ankommen erfüllt mich eine besondere Stimmung. Auf dem aufwändig gepflegten Gelände wird der gefallenen amerikanischen Soldaten gedacht, die bei der Invasion und in den Gefechten danach ihr Leben verloren. Hier stehen fast Zehntausend weiße Kreuze und trotz der furchtbaren Ereignisse damals, ist der Ort von friedlicher Ruhe erfüllt. Das alles macht mich sehr nachdenklich und bin dankbar für die Freiheit die wir heute leben dürfen.
Mit den Eindrücken der Gedenkstätte im Kopf machen wir uns auf den Heimweg zum Campingplatz. Auf der Rückfahrt fällt mir auf, dass ich kein einziges Bild gemacht habe obwohl ich die Kamera extra mitgenommen habe. Vielleicht sollte das einfach so sein. Den Nachmittag verbringen wir beim Freddy, da der kalte Wind (ja, der hat uns leider wieder eingeholt!) einen Strandbesuch nicht unbedingt gemütlich macht. Wir hoffen auf die nächsten Tage.
In der Nacht springt die Heizung an, die ich auf Verdacht mal mit 18 Grad aktiviert hatte. Am Morgen hat es draußen gerade mal 16 Grad! … und es ist windig! Nicht zu fassen! Frühstück im Freddy, draußen ist es einfach zu ungemütlich, obwohl die Sonne scheint.
Wir suchen den Schutz der Stadt! Bummeln in Bayeux ist angesagt. Das liegt etwas weiter weg von der Küste und es ist weniger windig und deutlich wärmer. Es kommt Kauflaune auf und die Rabatte zaubern uns ein Lächeln ins Gesicht. Zum Spottpreis kaufen wir zwei Hühner! Natürlich keine lebende Ware, sondern aus Beton. Die sollen unseren heimischen Garten schmücken. Es findet sich auch noch ein besonders hübsches, rotes Kleidchen das nach kurzer Anprobe in einer Einkaufstasche verschwindet und mit uns nach Hause reist.
Ein paar Mitbringsel werden auch noch besorgt und wir machen uns wieder auf den Weg an die Küste. Auf der Suche nach einem Campingplatz machen wir Halt an der Strandpromenade und wollen irgendwo ein Heißgetränk bestellen. Gar nicht so einfach, wir setzen uns auf der Terrasse an einen freien Tisch, um im nächsten Moment zu erfahren, das „nur was trinken“ hier nicht geht. Aha! Also ums Eck auf die Lümmellounge. Dort gibt es zwar eine Getränkekarte und es wäre auch was für uns dabei. Leider mangelts aber an Personal. Es kommt einfach keiner, bei dem wir was bestellen könnten.
Dann halt net! … und der Wind ist saukalt! Wir sind echt frustriert.
Flucht ins Landesinnere! Ein Campingplatz an einem See, wo es warm ist! Also auf nach Pont l’Évêque, Camping du Lac liegt direkt am See, wie der Name ja schon sagt. Die Anmeldung ist, … nennen wir es langwierig, um nicht zu sagen kompliziert. Das hat mit mangelnden Sprachkenntnissen zu tun, auf beiden Seiten. Unser Französisch ist halt einfach schlecht, wie das Englisch der beiden Mädels an der Rezeption eben auch. Aber mit Hilfe eines Kollegen der beiden kriegen wir das hin. Der Platz ist echt schön und wir richten uns für die nächsten Tage ein. Es ist sogar richtig warm und wir sitzen in der Sonne. Der Wind ist immer noch da und „Hurra!“ er ist warm!
Der nächste Morgen ist sonnig und eben so, wie wir uns das gewünscht haben. Nach ausgedehntem Frühstück und kleiner Waschaktion fahren wir mit den Fahrrädern in die Stadt. Wir besichtigen die Kirche, in der eine wunderschöne Atmosphäre herrscht. Die Tour geht durch die Einkaufsstraße, aber die meisten Geschäfte haben bereits geschlossen. Es ist ein Uhr und somit ist erstmal Pause, die Läden öffnen erst wieder in zwei Stunden. Hmmm? Eigentlich wollten wir uns ein Abendessen besorgen. Ein Schild weißt uns den Weg zum Supermarkt, der ist durchgehend offen. Da wir uns so langsam wieder Richtung Deutschland aufmachen werden, soll es eine Art Abschiedsessen geben. In der Fischabteilung kaufen wir nochmal Crevettes Rose, die sehen einfach so lecker aus das wir nicht widerstehen können. Ein wunderschöner Abend mit dem sehr leckeren Essen und gutem Wein bildet den Abschluss unseres Frankreichurlaubs.
Der Rückweg läuft sehr gut. Relativ wenig Verkehr und somit auch kein Stau, das ist doch prima. Der direkte Weg führt uns diesmal über Paris. Das ist eine ziemliche Herausforderung, dichter Verkehr und viele Spuren, mit noch mehr Schildern. Es geht zeitweise nur noch mit Schrittgeschwindigkeit voran und links von uns flitzen die Roller und Motorräder vorbei. Die fahren zwischen den Fahrbahnen und sind ziemlich schnell. Wer nicht genügend Platz lässt wird gnadenlos angehupt. Ich hab echt Sorge das einer gegen den Außenspiegel knallt, so eng wie das teilweise ist.
Bald liegt aber auch Paris hinter uns und der Verkehr lockert sich wieder auf. Wir kommen gut voran und überlegen, wo wir die Nacht verbringen sollen. Aber erstmal eine Stärkung. In Vitry-le-François, das liegt an der Route Nationale N4, machen wir Halt und suchen uns ein kleines Lokal. Da die meisten aber erst um 19 Uhr öffnen bleibt nicht viel Auswahl. Beim Spanier kriegen aber dann doch was zu essen. Mit einigen Schwierigkeiten bestellen wir Empanadas mit vier verschiedenen Füllungen. Die Wartezeit auf das Essen ist kurzweilig da gegenüber ein kleiner Herren-Friseur ist und wir direkt durch sein Schaufenster sehen können. Drinnen wird eifrig gearbeitet, ein junger Mann, der eh schon raspelkurze Haare hat, sitzt auf dem Stuhl und der Meister umkreist ihn. Eine Show zum totlachen. Der Kurzhaarschneider, der am langen Kabel hängt, fliegt von einer Hand des Friseurs in die andere und der junge Mann dreht und kippt den Kopf, wie programmiert, in die nötige Richtung. Andere Männer kommen in den Salon und setzen sich auf die Fensterbank und es geht ein wildes Palaver hin und her. Plötzlich hält auf der Straße ein Wagen und der Fahrer klinkt sich in die Unterhaltung ein. Kaum fährt der Wagen weiter kommt ein Motorrad daher und das Ganze geht von vorne los. Ohne Unterlass wird der Mann auf dem Friseurstuhl vom Meister bearbeitet. Zum Schreien!
Das Essen kommt und die Empanadas schmecken genial. Zwei mit Käsefüllung und zwei mit Hackfleisch, alle vier jedoch total unterschiedlich im Geschmack und super lecker. Das war perfekt für unsere Pause und wir gehen zurück zum Freddy und fahren weiter. Die Straße ist kaum befahren und wir beschließen erstmal einfach weiter zu fahren. Zwischendurch wechseln wir auf die Autobahn und rollen sehr bequem Richtung Heimat. So gegen halb acht haben wir nochmal die Entfernung gecheckt und stellen fest, dass wir nur gute zwei Stunden nach Hause brauchen. Also Fahrerwechsel und wir ziehen durch. Keine Übernachtung mehr, wir freuen uns auf unserer Bett zu Hause. Das letzte Stück durch den Schwarzwald hält uns wach und wir sind kurz vor Mitternacht daheim.
Ein wunderschöner Urlaub ist zu Ende. Wir hatten zwar etwas Pech mit den Temperaturen, aber wir haben viele tolle Sachen gesehen und uns gut erholt. Der Freddy hat super funktioniert, sowohl als Camper, wie auch als Fahrzeug. Wir planen schon unsere nächste Reise mit dem Freddy und sind mal gespannt, was das nächste Ziel sein wird.
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