Zum Inhalt springen

Irgendwie mal raus!

Die lange Zeit im Homeoffice macht einen mürbe. Da verschiebt sich die Verhältnismäßigkeit gewaltig. Was will ich damit sagen? Nun, dadurch das ich praktisch seit Monaten nicht mehr zum Arbeiten wegfahre, sondern mich in unser kleines Büro unterm Dach setze und meinen Job von da aus erledige, bin ich ja auch ständig zuhause. Es fehlt an Freiraum und der möchte auch gesehen werden. Die Zeit die man alleine verbringt, in der man nichts macht, einfach nur alleine ist. Da man solche Zeit nicht unbedingt daheim verbringen kann, weil da ja all die Dinge die erledigt werden wollen hinter jeder Ecke auf einen lauern, muss man also das Haus verlassen. Gesagt getan, ich fahre mit dem Freddy in den Schwarzwald und gönne mir vier Tage Erholung.

So richtig was geplant hab ich nicht, hab aber dann doch, aus einem Buch über mystische Wanderungen, einige Touren ausgesucht. 

Das erste Ziel ist Oppenau, dort gibts einen Wohnmobilstellplatz und da werde ich die Nacht verbringen. Der Platz ist nicht besonders schön, aber zweckmäßig und kostenlos. Also richte ich mich ein und hoffe auf Abkühlung am Abend, da es sehr heiß ist. Zum Abendessen möchte ich eine Idee umsetzen, die schon lange in meinem Hirn rumgeistert. Ich werde eine Pfannen-Pizza zubereiten. Jawohl, den Teig hab ich schon besorgt und als Auflage gibt es Paprika und Champignons. Natürlich gibt es auch Käse, einen Etorki, gerieben und sehr lecker. Den Teig schneide ich in einen etwa 15 cm breiten Streifen, streiche ihn mit Tomate/Walnuss-Pesto ein und belege ihn mit dem Paprika und den Pilzen, darüber den Käse und das Ganze „come un calzone“ zusammenlegen. die Ränder schön andrücken und oben ein paar mal mit der Gabel rein stechen.

Die Pfanne sollte beschichtet sein und nicht zu heiß, sonst wird’s schnell dunkel. Ein paar mal wenden und auf den Teller, dann noch etwas Pecorino drüber reiben, quasi als Toping. Saulecker! Ein gut gekühltes Bierchen dazu. Perfekt!

Für den nächsten Tag habe ich eine Wanderung an den Allerheiligen Wasserfällen geplant. Das wird ne schöne Runde in einer tollen Landschaft.

Mein lieber Schwan! Die Nacht war echt kalt, das hätte ich nicht gedacht. Ich hatte wegen der Hitze am Vortag die Dachluken offen, zwar nicht ganz, aber weit genug. Ich musste mir so gegen sechs Uhr eine zusätzliche Decke holen und hab sogar die Heizung angemacht. Die Berli hatte sich schön zusammen gerollt und war offensichtlich zufrieden mit der Temperatur. Mit der warmen Decke hab ich mich dann nochmal hingelegt und hab prompt richtig lang geschlafen. Eigentlich wollte ich früh los, um nicht in den „Massenverkehr“ auf der Wanderstrecke zu kommen. Was soll‘s, hab trotzdem gemütlich gefrühstückt und mich dann auf den Weg gemacht. Am Parkplatz an den Wasserfällen war zum Glück noch nicht viel los und wir haben einen Parkplatz im Schatten ergattert. Alles fertigmachen und los geht‘s. Direkt am Parkplatz beginnt die heutige Route.

Die Schlucht durch die der Lierbach fließt, ist echt beeindruckend. Das Wasser stürzt sich über große und kleine Felsen in die Tiefe und windet sich die engen Spalten. Die Wege und Treppen sind in einem Topzustand und es ist kein Problem die teilweise steilen Passage zu meistern.

Am oberen Ende der Schlucht liegt das ehemalige Kloster Allerheiligen, bzw. was noch davon übrig ist. Die Ruine ist aber aufwendig restauriert und die Reste geben einen guten Eindruck davon, was einst hier stand und die Mönche beherbergt hat. Natürlich gibt es einen Kloster-Gasthof, der betörende Düfte verbreitet und fast schon zur Einkehr nötigt. Wie spät? Viertelzwölfe, also 11:15 Uhr um korrekt zu sein, eigentlich noch zu früh, aber das würde schon passen. Passt aber leider gar nicht! Ich habe nämlich weder eine Maske dabei noch einen Cent Geld. Scho‘ gessa! 

Also weiter auf der Route und dazu geht‘s erstmal bergauf, was sonst. Noch ein letzter Schwall Essensduft. Egal! Die Tour ist wunderschön, oberhalb vom Kloster mache ich eine kleine Pause und esse den Apfel, den ich sicherheitshalber eingesteckt hatte. Gute Entscheidung! Für die Berli gibt’s ein kleines Schweineohr und sie ist ganz zufrieden. Der Weg ist jetzt angenehm schattig und  eben. Nach einiger Zeit wird’s interessant, der Weg biegt links ab und wird zum Trampelpfad. Berlin ist wie elektrisiert und läuft weit voraus.

Plötzlich höre ich jemanden reden. Ups! Berli hat einen Wanderer aufgespürt der sich am Wegrand hingesetzt hat, um Pause zu machen. Wir unterhalten uns kurz und dann geht’s weiter. Immer schön herab in Serpentinen, der Weg wechselt von schmal zu breit und wieder zurück. So wird es nicht langweilig und schon bald sieht man den Parkplatz.

What the …! Was ist denn hier los? Brechend voll und viele Autos suchen noch einen Platz. Gut das wir doch noch früh genug da waren. Im Freddy erstmal Wanderstiefel ausziehen und trinken. Nach ner kleinen Pause geh ich mit Berli wieder zum Bach, dort trinkt sie nochmal ordentlich und stapft im Wasser rum. So schön abgekühlt geht’s zurück zum Freddy.

Nächstes Ziel: Bad Peterstal-Griesbach Womo-Stellplatz.

Durch die Erfahrung der letzten Nacht hab ich vorgesorgt und die Heizung schon mal auf 18° C eingestellt und die rote Decke bereits im Bett platziert. So konnte es nicht zu kalt werden und ich habe sehr gut geschlafen. Nach einer kurzen Runde mit Berli und einem Telefonat mit zuhause gab es dann Frühstück. Danach wurde wieder alles verpackt und ich hab noch Frischwasser nachgefüllt und Abwasser und Toilette entsorgt. Die Fahrt zum heutigen Startpunkt war schon extra abenteuerlich. Die Straße wurde immer schmaler und steiler. Hat nur noch gefehlt, das eine Schranke kommt. Um 10 Uhr waren wir da und man hat schon gemerkt, das es heute sehr heiß wird. Beim Parkplatz am Mülbensattel gibt es einen Brunnen, den Berli auch gleich für ein erfrischendes Fußbad nutzt. Es geht zünftig bergauf und es scheint kein Ende zu nehmen. Es riecht intensiv nach Wald, die Hitze lässt die Bäume und den Waldboden regelrecht ausdünsten. Nach breiten Forstwegen geht es jetzt auf schmalen Pfaden weiter. Tief eingegraben zeugen diese von großen Sturzbächen und ja, es geht wieder bergauf. Irgendwann sind wir dann doch oben. Eine gute Strecke geht es eben und schattig weiter, dann biegen wir schräg links ab und gehen hinunter zum Glaswaldsee. Ziemlich holprig und mit großen Steinen zieht sich der Weg hinunter zum See. Ganz plötzlich taucht er dann auf. Sehr beeindruckend liegt der See vor uns. Berli prüft sofort Wassertemperatur und Geschmack und ist offensichtlich sehr zufrieden.

Nach kurzer Rast geht es weiter und jetzt wird es richtig heiß. Die Route führt auf offenen Wegen weiter. Es wird echt zäh. Bei jeder Gelegenheit nutzen wir den Schatten der Sträucher und kühlen uns. Bald gibt es auch wieder mehr Bäume und es ist gleich angenehmer.

Wir erreichen den höchsten Punkt der Tour, an der Lettstädter Hütte sind wir auf 968 m Höhe. Trotzdem ist es heiß, aber ab jetzt geht es im Schatten weiter.

Über zahllose Stufen steigen wir ins Tal hinunter. Nicht ganz ungefährlich die Stufen und das Geländer ist teilweise auch nur Deko und wackelt fürchterlich. Dann endlich wieder ein schmaler Forstweg der schnell breiter wird und dann ist erstmal Schicht! Mehrere gefällte Bäume verhindern ein Weiterkommen. Unmöglich da durchzukommen und rechts und links geht’s entweder steil bergauf, also richtig steil oder eben hinunter, auch fast senkrecht.

Doch die Lösung naht! Ein gelbes Monstrum nähert sich auf riesigen Rädern mit lautem Gebrüll den Baumstämmen und zerrt sie erbarmungslos davon. Das gelbe Ding verschwindet mit dem Stamm hinter der nächsten Biegung und kommt kurz darauf zurück, um einen weiteren Stamm fortzuschleppen. Für uns eine willkommene Pause und nach 20 Minuten können wir zwischen den letzten beiden Bäumen hindurch schlüpfen und es geht ein Stück weiter. Noch eine Unterbrechung, die Stämme werden von ihren Ästen befreit, mit einer martialischen Hilfsvorrichtung werden die einfach abgestreift. Wow! Der Rest des Weges ist unspektakulär und wir kommen gut voran. Als wir den Freddy erreichen gibt’s noch ein Fußbad für den Hund und dann fahren wir vollends ins Tal hinunter und weiter nach Kappelrodeck auf den dortigen Womo-Stellplatz.

Irgendwann bin ich aufgewacht. Die Uhr sagt 6:33, na gut, da kann ich schon noch ein bisschen. Um halb Neun wach ich dann wieder auf. Auch recht! Ist ja Urlaub. Kurz mit Berli raus und ich starte ohne Frühstück nach Sasbachwalden zur Gaishöll-Schlucht. Wollte eigentlich früh da sein. So das ich quasi allein da durchlaufen kann. Wird wohl nix. Der Parkplatz ist schon ziemlich voll. Was soll’s, wird schon ok sein. Also, los geht’s!

Die Schlucht ist der Hammer! Riesige Steine wahllos verstreut und dazwischen sucht sich das Wasser einen Weg. Der Wanderpfad führt über viele Brücken und Treppen, die allesamt bestens in Schuss sind. Es gibt viele tolle Motive zum fotografieren. Das hat sich absolut gelohnt. Oben angekommen, überlege ich einen anderen Weg zum Parkplatz zu nehmen, aber so einfach ist das gar nicht. Also auf dem selben Weg zurück, immer noch sehr beeindruckend.

Am Parkplatz angekommen fallen sogar ein Regentropfen, aber kaum der Rede wert. Beim Wegfahren meldet sich mal wieder der Ölstand. Das macht er schon ne ganze Weile, vor allem, wenn der Freddy schräg steht. Tanken sollte ich sowieso, also los geht’s. Getankt und Öl nachgefüllt geht’s Richtung Hornisgrinde. Auf dem Parkplatz Seibelseckle mach ich dann erstmal was zu essen. Frühstück gab’s ja heut nicht wirklich. Auf dem Parkplatz stehen schon einige Womos und ich überlege die Nacht hier zu bleiben. Als dann noch einer wegfährt und ich einen tollen ebenen Stellplatz habe, ist das entschieden. Kosten tut es auch nix. Perfekt! Dann entschließe ich mich noch zu einer kurzen Tour zum Hornisgrinde-Turm. Das ist zwar nicht weit, aber dafür steil und steinig … und heiß! Hätte ich nicht gedacht, is halt so. Weiter oben geht dann aber auch ein erfrischendes Lüftchen, das macht es erträglich.

Beim Hornisgrinde-Turm ist ziemlich was los, zu viel als das ich mich dazu entschliessen könnte eine halbe Stunde in die Schlange zu stehen, also gibt’s eben nur das mitgebrachte Wasser zu trinken. Dann machen wir uns auf den Rückweg, der geht zwar bergab, ist aber trotzdem ziemlich anstrengend und wir sind beide froh als wir beim Freddy ankommen. Ein schöner Tag mit zwei tollen Touren. Am Abend wird es dann auch endlich etwas kühler und wir genießen die frische Luft vor dem Freddy.

Ein paar schöne Tage gehen zu Ende. Am Sonntagmorgen ist es sehr neblig und es hat auch geregnet. Kein Problem für uns, denn die Hitze der letzten Tage hat uns ganz schön zugesetzt. Nach dem Frühstück wird alles fahrbereit verstaut und wir machen uns auf den Heimweg. Hat großen Spass gemacht und wird sicher wiederholt.

    Kommentare sind geschlossen, aber Trackbacks und Pingbacks sind möglich.

    Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner