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Bretagne 2019

Es ist soweit! Lang herbeigesehnt und endlich da! Sommerurlaub!

Wir packen den Freddy, um nach Frankreich zu fahren, genauer gesagt in die Bretagne. Es ist verblüffend, wie viele Dinge in den Freddy passen und gar nicht auffallen, andere wiederum stehen quasi standardmäßig im Weg oder stören. Tja, das ist wohl einfach so. Wie auch immer, am Ende ist alles drin und …? Ja und jetzt? Wie schwer sind wir denn jetzt? Die Franzosen finden es nämlich nicht so prickelnd, wenn man zu viel geladen hat. Da gibt’s auch kein „Pardon“! Also auf die Waage und … Überraschung! Wir sind weit weg von „zu viel“, also umsonst so viele Gedanken gemacht. Man sollte einfach viel öfter auch mal loslassen, also die Sorgen um „Übergewicht“ und so.

Die Fahrt beginnt bei schönstem Wetter und wir meiden erstmal die Autobahn, ist ja auch viel schöner auf der Landstraße, schon rein optisch. Außerdem von uns aus auch kürzer, einfach über den Berg ins Rheintal und schon sind wir in Frankreich. Die „Route Nationale“ Strecken sind in der Regel sehr gut ausgebaut und wir kommen gut voran. Die Vogesen tauchen vor uns auf und die Straße windet sich in eins der Täler. Üppige Landschaft und überall stehen Kühe auf den Weiden. Aber irgendwann zieht sich das Ganze doch arg in die Länge. Durch jeden Ort und etwa alle 50 Meter ein Kreisverkehr. Was tun? Wir beschließen nun doch ein gutes Stück auf der Autobahn zu fahren, damit wir in der Nähe von Orléans die erste Nacht verbringen können. Klappt super und wir „fliegen“ sozusagen dahin. Aber fliegen ist teuer! Die Rechnung an der Mautstelle schlägt eine tiefe Kerbe ins Kontor. Wir haben uns das teuerste Stück rausgesucht, ein echter Volltreffer. Aber egal, um einen Sack voll Euros ärmer, aber um ein wichtiges Stück Erfahrung reicher kommen wir an dem ausgewählten Campingplatz bei Orléans an. Jetzt noch schnell unter die Dusche und dann gemütlich essen. Soweit zur Theorie, wenn da nicht das Problem der Überbelegung wäre, soll heißen der Platz ist voll und somit auch keine Einfahrt mehr möglich. Was nun? Plan B, ist doch logisch. Wir fahren weiter und finden einen sehr schönen Wohnmobilstellplatz direkt an der Loire. Wunderbar! Es gibt lecker Tortellini, die uns den letzten Rest Bettschwere verpassen.

Gut ausgeruht werden wir am nächsten Morgen vom Markttreiben und den Vorbereitungen eines Radrennens geweckt. Nach dem Frühstück stürzen wir uns ins Getümmel des Wochenmarkts. In den engen Gassen der Altstadt herrscht eine ganz besondere Atmosphäre. Sehr authentisch alles. Im Ort gibt es eines der unzähligen Schlösser zu besichtigen, was wir dann auch tun. Interessante Dinge zum Thema Hygiene und Körperpflege werden uns präsentiert. Mal muss man waschen, dann wieder nicht, aber pudern und zwar viel. Nun ja, eben Geschmacksache, wie so vieles. Irgendwie gefällt es mir im 21. Jahrhundert echt gut.

Weiter an der Loire entlang mit vielen Eindrücken der wunderschönen Landschaft. Es zieht uns aber ans Meer, also halten wir uns gar nicht groß auf und übernachten hinter Angers noch einmal an der Loire auf einem wunderschönen Platz, sehr naturbelassen und total ruhig. Bis auf den gequälten Gesang des Gitarreros der hiesigen Hippiekommune. Aber irgendwann verstummt auch er und wir genießen die herrliche Ruhe in einer von der Abendsonne vergoldeten Landschaft und verliebtem Froschgequake. Am nächsten Morgen weckt uns tatsächlich ein Kuckuck.

Unser nächster Halt ist Nantes, die große Stadt an der Loiremündung. Wir schlendern durch die Einkaufs- und Kneipensträßchen und bewundern die Kathedrale. Wir setzen uns mitten in der Stadt in eine Straßenkneipe und um uns herum tobt das Leben und das Treiben der Touristen. Es gibt viel zu sehen und der Puls der „Großstadt“ zieht uns in ihren Bann.

Natürlich gibt es auch ein Schloss in Nantes. Die Anlage ist sehr mächtig und beeindruckt mit dicken Mauern, Türmen und verwinkelten Wehrgängen. Das Haupttor hat eine große Zugbrücke, so ließe sich die Anlage praktisch von der restlichen Stadt trennen. Anne de Bretagne hat hier gelebt und Geschichte gemacht. Im Burggraben schwimmt Familie Ente mit ordentlich Nachwuchs. Riesige Fische ziehen träge ihre Runden und lauern auf ein Stückchen Brot von den Touristen.
Nachdem wir uns gestärkt haben geht’s zurück zum Freddy und wieder auf die Piste Richtung La Baule, endlich ans Wasser. Ein Campingplatz ist schnell gefunden und wir richten uns für zwei Nächte dort ein. Am Abend zieht‘s uns, trotz leichtem Regen, hinaus auf unsere Fahrräder und wir radeln ans Meer. Gar nicht so einfach! La Baule hat die wohl höchste Dichte an Einbahnstraßen auf der nördlichen Halbkugel. Aber getreu dem Motto „Nichts ist unmöglich!“, finden wir den Strand und sehen das Meer. Ein paar ganz hartgesottene Schwimmer gibt es sogar auch. Im Neoprenanzug zwar, trotzdem Respekt!

Der Regen hört wieder auf und ein schöner Ausflug mit dem Fahrrad steht am nächsten Tag auf unserem Plan. Die Halbinsel Le Croisic und das Océarium sind das Ziel. Eine tolle Landschaft liegt vor uns und wir genießen die frische Brise des Meers. Nach anfänglich eher kühler Witterung wird es immer wärmer. Die Temperaturen werden tropisch und wir schwitzen ordentlich, man tut ja schließlich was für sich. Eine kleine Pause mit einem bretonischen Küchlein: La Gâteau Framboise, ein Mürbteig mit einer Erdbeermarmelade gefüllt. Lecker! Das Océarium ist sehr beeindruckend und macht großen Spaß! Wir sehen uns Auge in Auge mit den gefährlichen Riffhaien, die völlig entspannt ihre Bahnen ziehen. Auf der Rückfahrt wollten wir eigentlich noch eine kleine Tee- bzw. Kaffeepause machen, was aber an mangelnder Kaufkraft scheitert. Wir haben schlicht vergessen Bargeld einzustecken und eine Bank findet sich auch nicht. Also zurück zum Freddy und wir bewirten uns selbst. Am Abend kommt dann tatsächlich die Sonne raus und wir sitzen zum Essen draußen. Allerdings müssen wir bald die Markise ausfahren, weil es wieder anfängt zu regnen. Die Nacht ist ziemlich stürmisch und es schüttet teilweise ordentlich, in den frühen Morgenstunden zieht ein Gewitter über La Baule, aber Freddy hält dicht und wir schlafen trotz allem ganz gut. 

Die nächste Station ist Vannes, wo wir einen kleinen Zwischenstopp machen. Den Freddy können wir auf einem öffentlichen Parkplatz am Rand der Innenstadt bequem abstellen. Kostenlos! Zu Fuss sind es ein paar Minuten und wir sind mittendrin. Und das Beste: Es ist Markttag! Wir finden ein paar hübsche Shirts und kaufen gleich noch Gemüse und Salat ein für den Abend. Zur Stärkung zwischendurch gönnen wir uns ein leckeres Bisquit-Creme-Schnittchen und ein Heißgetränk nach Geschmack. 

Zurück zum Freddy und weiter auf den Weg nach Quimper. So kommen wir, mehr oder weniger, an Carnac vorbei und beschließen dort anzuhalten. Viele hundert Hinkelsteine wurden hier in grauer Vorzeit von den Menschen aufgereiht. Welchem Zweck dies diente ist bis heute ein Rätsel, aber es ist sehr beeindruckend. Vor allem wenn man die Größe der einzelnen Steine betrachtet, da bräuchte man selbst heute richtig schweres Gerät. Kaum vorstellbar, wie dieses Problem damals gelöst wurde. Die Steine stammen zum Teil noch nicht mal aus der Umgebung. Es ist unglaublich heiß in Carnac, deshalb halten wir uns gar nicht lange auf und es geht weiter nach Quimper.

In Quimper angekommen steuern wir den städtischen Campingplatz an, der eine sehr schöne Lage am Stadtrand hat. Dort verbringen wir eine ruhige Nacht und fahren am nächsten Morgen in die Stadt. Auch hier können wir bequem öffentlich parken, vier Stunden maximal, das sollte uns reichen. Die Parkplätze sind schräg angeordnet und ich fahre ganz nach vorne, um nicht mit dem Fahrradträger die Spur zu blockieren. Die Stadt ist wunderschön und vor allem alt und sehr bretonisch. Die große Kathedrale lädt uns ein, ein wenig zu verschnaufen, wir setzen uns in die Bankreihe und genießen die Ruhe. Beim Bummeln durch die Gassen zieht‘s uns in die kleinen Läden und schwuppdiewupp haben wir eine Tragetasche mit zwei hübschen Kleidchen erstanden. Als wir aus dem Parkplatz rausfahren, rächt sich die Idee gegen die aufgezeichnete Fahrtrichtung mal eben zu verschwinden. Es kommt uns ein Fahrzeug entgegen und der Fahrer macht mir gleich klar das er nicht nachgeben und zurückfahren wird, dahinter kommen schon weitere Autos. Und jetzt? Ich versuche mich rückwärts in die Ecke zu quetschen, das reicht aber nicht. Einziger Ausweg ist auf den Randstreifen zu fahren und die anderen vorbei zu lassen. Da kommt plötzlich ein Mann an mein offenes Fenster und fängt auf französisch an mit mir zu reden. Oje, das gibt Ärger, denke ich und frage den Herrn ob er denn englisch spricht. Tut er und er sagt: „Die spinnen doch, die anderen! Sehen die nicht das du in Not bist? Das gibt’s echt nicht! – Warte ich helfe dir!“ Sagt‘s und geht zum ersten Auto und macht dem Fahrer klar das nichts geht, wenn der nicht rückwärts fährt, um mich raus zu lassen. Echt cool der Typ! Er hält alles an und scheucht die anderen alle zurück und wir können aus dem Parkplatz rausfahren. Diesen Helden hat das Universum geschickt! Vielen Dank noch Mal! Das war eine sehr nette Geste! Nächstes Mal werde ich beim Parken, bzw. beim rausfahren auf die Fahrtrichtung achten. Versprochen!

Es geht weiter Richtung Westen, in Douarnenez machen wir einen kurzen Zwischenstopp und schauen uns den Hafen an. Die steilen Gassen mit den großen Häusern quetschen sich an den Hang. Dort haben früher die Kapitäne gewohnt und hatten so den Hafen und ihre Schiffe immer im Blick. Im Hafen liegen einige alte Kähne, unter anderem ein Feuerschiff, also ein schwimmender Leuchtturm.

Die Halbinsel Crozon liegt vor uns und wir landen auf einem schönen Camping Municipal in Camaret sur Mer. Da es noch richtig schön sonnig und warm ist, steigen wir auf unsere Fahrräder und fahren an die Küste, besser gesagt an die Kante. Der Strand ist ziemlich weit unten und wir sind ziemlich weit oben auf den Klippen der Steilküste. Der Ausblick ist atemberaubend und wir freuen uns auf die nächsten Tage.
Zum Abendessen haben wir uns etwas ganz besonderes besorgt, dazu natürlich ein gutes Glas Wein.

Nebel, 17 Grad, teils bewölkt!

Was is’n jetzt? So war das nicht geplant!
Frühstück in der Wollmütze! Na ja, erst mal locker bleiben, das wird schon. Nach dem Frühstück gehen wir einkaufen, um unsere Vorräte aufzufüllen. Es bleibt leider ziemlich frisch. Was soll’s! Jacke an und los geht’s. Der Aussichtspunkt Pointe Pen Hir ist unser Ziel. Die Landschaft ist rauh und wild. Überall Felsen und niederer Bewuchs, Bäume gibt es gar nicht. Die hätten wohl auch kaum ne Chance bei dem Wind!

Also so kann es nicht weiter gehen! Wir hätten dann doch gerne über 20 Grad und beschließen deshalb weiter zu fahren. Der lokale Wetterbericht sieht schlecht aus und auch die nächsten Tage sind eher besch…eiden. Scheint ein Urlaub der spontanen Entscheidungen zu werden. Kurze Absprache und wir sind uns einig. Die Reise geht weiter und zwar nach St.Malo. Dort hoffen wir auf gutes und vor allem warmes Wetter. Die WetterApp ist auf unserer Seite, zumindest was die Tendenz angeht.

Auch in St. Malo gibt es einen Camping Municipal oberhalb des Hafens und wie immer bei diesen städtischen Plätzen zu einem super günstigen Preis von 12 € die Nacht. Sogar mit einer wunderbaren Aussicht auf den Hafen. Plötzlich verdunkelt sich der Himmel, ein gigantisches Wohnmobil schiebt sich zwischen uns und den Rest der Welt! Als ob es keinen anderen Platz mehr gäbe, muss sich dieses Monster direkt neben uns stellen. Naja, wenigstens ist der Fahrer nett und spricht sogar deutsch. Hat in seiner Kindheit einige Jahre in Deutschland verbracht.
Es ist sonnig, aber der Wind ist frisch. Wir machen uns stadtfein und marschieren los Richtung Altstadt von St. Malo. Der Weg führt uns entlang des Hafens.

Wir müssen schon ein gutes Stück zu Fuss gehen, aber das Wetter ist ok und die Temperatur wird auch immer besser. An der Tiefhafeneinfahrt liegt ein Dreimaster und wartet auf Einlass. Dazu muss die Straße weggeschoben werden, das dauert noch ein Weilchen. Damit alles hübsch aussieht und nichts rumflattert, werden die Segel ordentlich vertäut. Richtige Handarbeit, da geht nix automatisch.

St. Malo ist eine tolle Stadt. Hier fühlt es sich noch sehr mittelalterlich an. Die schmalen Gassen, die vielen kleinen Kneipen und Läden. Überall flanieren die Besucher, es wird gegessen und diskutiert, gelacht und gesungen. Irgendwie fällt uns plötzlich auf, dass viele Korsaren in den Gassen zu sehen sind. In aufwändigen Kostümen mit langen Bärten und Vorderladerpistolen ziehen sie durch die Straßen und johlen lauthals schmutzige Lieder, glaub ich zumindest. Hört sich jeden Falls so an. Moment, war da nicht Käpt’n Jack Sparrow? Nee, oder? Hab mich wohl getäuscht.

Beim Bummeln durch die Stadt treffen wir immer wieder auf eine Gruppe von Korsaren, die sich beim Messerkampf messen oder einfach durch die Touristen streifen und ihre Spässe machen. Selbst am Strand taucht die Gruppe auf und mischt sich unter die Badegäste. Eine kuriose Szenerie!
In der Kirche mitten in der Altstadt tauchen wir ein in die heilsame Stille der Andacht und zünden ein Kerzchen an. Es ist schon beeindruckend, welche Wirkung ein solcher Ort entfalten kann. Die großen Mosaikfenster erstrahlen im Sonnenlicht und füllen die Kirche mit einem ganz besonderen Licht.

Der Streifzug durch die Stadt macht uns hungrig und wir setzen uns in eine der zahlreichen kleinen Kneipen und bestellen uns einen Galette. Einmal vegetarisch und einmal mit allem. Das sieht super aus und schmeckt total lecker. Auf dem Heimweg finden wir noch ein paar schöne Mitbringsel und freuen uns auf ein Glas Wein im Freddy. Der kalte Wind ist leider immer noch da und er ist jetzt richtig kalt.
Das riecht sehr nach Ortswechsel. Somit wird der Umtrunk am Abend zur Planungsrunde für die weitere Reise. Die Entscheidung fällt und unser nächstes Ziel wird die Normandie.
Wie es uns in der Normandie ergangen ist, erfahrt ihr im nächsten Blogeintrag.

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